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Harmonische und
disharmonische Musik
JOURNALIST: Und wo liegt da die moderne zeitgenössische Musik?

PETER HÜBNER: Die atonale Musik, die 12-Ton-Musik, die serielle Musik oder die Musik der sogenannten Avantgarde berühren diesen Aspekt des Harmonikalen gar nicht, ja viele von ihnen meiden sogar die natürliche Harmonie wie der Teufel das Weihwasser.

Die ganze Theorie der seriellen Kompositionstechnik kommt völlig ohne den Aspekt des Harmonikalen aus – das macht sie aber nicht weniger interessant, nur: damit ist ihr öffentlicher Mißerfolg vorprogrammiert, denn die medizinische Wissenschaft hat heute nachgewiesen: biologische Systeme sind von Natur aus harmonikal strukturiert, ihre Funktionen sind harmonikal geordnet, sie erkennen dissonante Strukturen als artfremd und unnatürlich und lehnen sie deshalb spontan ab.

Hier hilft auch kein jahre- oder jahrzehntelanger Erziehungsprozeß, wie ihn die Avantgarde Zitat und ihre Helfer großangelegt über die Medien, Konzerte und Musikhochschulen durchgeführt haben und immer noch penetrant durchführen. Durch die Mißachtung der natürlichen Ordnung biologischer Systeme ist dieses ganze Begehren zum Scheitern verurteilt als eine Art medizinischer Ordnungsstörer.Ravel

Die den Konzepten der modernen disharmonischen Musik innewohnenden philosophischen und musiktheoretischen Überlegungen sollen durch diese Feststellung aber nicht geschmälert werden und entsprechend auch nicht das künstlerische Vermögen ihrer Schöpfer. Aber selbst ein intelligentes Auto wird nun einmal von der Allgemeinheit spontan nicht benutzt, solange es keine Fahrsicherheit gewährleistet.

JOURNALIST: Ich möchte noch einmal zu der Frage zurückkehren: ist es leicht, harmonikale Musik zu machen?

PETER HÜBNER: Diese Frage erklärt sich genauso wie die Frage nach der Leichtigkeit der Zeugung eines gesunden Kindes, denn sie betrifft ja eine natürlich strukturierte Musik. Der Zeugungsfähige kann ein Kind zeugen, der Zeugungsunfähige kann keines zeugen, der begrenzt Zeugungs-fähige zeugt ein geschädigtes Kind.

Dies ist eine schlichte Wahrheit, und sie gilt auch in der Musik, soweit es um harmonikal strukturierte Musik geht – also um vollkommen harmo-nische Musik, um natürliche Musik.

Dieses Handwerk kann man sowenig von außen lernen, wie man die Zeugungskraft von außen erlernen kann. Man hat sie oder man hat sie nicht, oder man hat sie nur begrenzt. Und unsere Musikgeschichte liefert uns hierzu die Beispiele zuhauf, die diesen Sachverhalt bestätigen.

Und auch in unserer Zeit finden wir alles vor. So wie wir eine unendliche Vielzahl von Tier- und Pflanzenarten in den verschiedensten Entwick-lungsstadien vorfinden, so finden wir auf dem Musikmarkt die verschie-densten Entwicklungsstadien harmonischer Musik vor.

Wenn ich sehe, wie jemand mit dem Auto wie ein Verrückter kreuz und quer über die Wiese fegt, dann weiß ich noch nicht, ob er auch in geordneter Weise auf der Straße fahren kann. Es mag sein – es mag aber auch nicht sein. So ist es auch hier. Der eine oder andere Komponist aus dem Bereich der Avantgarde kann möglicherweise genausogut harmo-nische Musik machen, wie er disharmonische Musik machen kann, ich bin ja hierfür ein Beispiel. Aber es ist genausogut denkbar, daß etliche von ihnen oder vielleicht auch alle gar keine harmonische Musik machen können, denn dies funktioniert ja nur, wenn es spontan von innen kommt. Und diesen Nachweis hat außer mir noch keiner von ihnen erbracht.

Ohne Zweifel können sie – von außen an die Sache herangehend – Musik komponieren, die auf den ersten Blick harmonisch anmutet, denn das ist ja auch Teil des konventionellen Kompositionsstudiums. Aber solche Art von außen gestalteter Musik mit dem Image des Harmonischen bringt dann keinen Erfolg in der Öffentlichkeit – wie diesen der schlichte Schöpfer eines Schuhplattlers noch hat.

Die Erfolglosigkeit dokumentiert dann nur die Unfruchtbarkeit, und der Erfolg beim Publikum dokumentiert die Fruchtbarkeit. Und ist die Zeugungsfähigkeit besser, dann hält sich der Erfolg längerfristig, und ist die Zeugungsfähigkeit geringer, dann hält sich der Erfolg nur kurzfristig. Ist es langfristig ein Flop, dann ist dies der Beweis für musikalische Zeugungsunfähigkeit.

Insofern ist es einfach, zu verstehen, ob es nun leicht oder schwer ist, harmonikale Musik zu machen. Wie schon gesagt, verhält es sich hier wie bei der Zeugung. Der Unfruchtbare vermag trotz jahrzehntelanger ungeheurer Anstrengungen und Techniken kein Kind zu zeugen, und der Zeugungsfähige vermag viele Kinder völlig ohne Anstrengung zu zeugen und auch ohne kompliziertes akademisches Hochschulstudium – so schlicht ist das. Daraus beantwortet sich dann auch die Frage nach einer Entscheidungsfähigkeit, harmonikale Musik zu schaffen, vollständig. Nietzsche

                   
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PETER HÜBNER
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